Texas Instruments: Goldgrube für Dividendenjäger
Texas Instruments (TI) ist einer der weltweit größten Halbleiterhersteller mit Sitz in Dallas (Texas). Obwohl der US-Konzern bereits im Jahr 1951 gegründet wurde und einen höheren Börsenwert besitzt als beispielsweise Qualcomm oder Micron Technology, fliegt die Aktie seit Jahren unter dem Radar von Anlegern und Finanzmedien. Ein Grund mehr, sich mit dem Titel zu befassen.
Dass TI keine große Aufmerksamkeit in der Presse erfährt, hängt im Wesentlichen mit dem eher langweilig anmutenden Produktportfolio der US-Amerikaner zusammen. Wer dort nach modernen Grafikprozessoren, Chipsätzen für Server, Spielkonsolen, 3D- und Cryptomining-Anwendungen sucht, wird kaum fündig.
Der Fokus liegt laut eigenen Angaben auf integrierten Halbleitern für Industrieanwendungen, Automobilindustrie, Unterhaltungselektronik, Kommunikationstechnik sowie Unternehmenssysteme. Diese Anwendungen mögen nicht so präsent in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit sein, sind jedoch unverzichtbar für den Elektroniksektor. Dabei deckt TI von Mobiltelefonen über Waschmaschinen und Taschenrechner bis hin zu Satelliten eine sehr breite Produktpalette ab.
Dass der Markt für Analogchips sich einer sehr robusten Nachfrage erfreut, zeigt eine Studie von Statista. Demnach soll das Segment in den nächsten fünf Jahren mit einer CAGR von fast 10 % wachsen. Das sind hervorragende Aussichten für TI, das laut einer Erhebung von IC Insights klarer Marktführer im Bereich der analogen Halbleiter ist.
Auch Texas Instruments von Konjunkturflaute betroffen
Während die langfristigen Branchenperspektiven stimmig bleiben, hat sich die Konjunktur für den gesamten Hardware- und Chip-Sektor kurzfristig eingetrübt. Betroffen sind nicht nur reine Halbleiterkonzerne (darunter auch Intel, AMD und Nvidia), sondern auch solche Tech-Giganten wie Apple oder Microsoft.
Auch TI bildet hier keine Ausnahme. Im 4. Quartal des vergangenen Geschäftsjahres musste das Unternehmen einen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr um 3 % auf 4,83 Milliarden Dollar und einen Rückgang des operativen Gewinns um 13 % auf 2,5 Milliarden Dollar verkraften. Dennoch reichte es auch diesmal, um die Erwartungen der Wall Street beim Umsatz und Gewinn zu schlagen.
Und generell glänzt TI durch eine beeindruckende Earnings-Historie. Das Unternehmen lag beim Gewinn pro Aktie in den letzten 16 Quartalen 16 Mal über den Erwartungen der Analysten. Eine makellose Bilanz, wie du dem untenstehenden Chart entnehmen kannst.
Earnings-Beats von TI in den letzten 16 Quartalen (Quelle: Seeking Alpha)
Für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres stellte TI einen Umsatz von 4,17 bis 4,53 Milliarden Dollar und ein EPS von 1,64 bis 1,90 Dollar in Aussicht. Damit erwartet der Chip-Konzern im Q1 einen Umsatzrückgang im Vorjahresvergleich von 8 bis 15 % und einen EPS-Rückgang um 19 bis 30 %. Positiv: Bereits für das Geschäftsjahr 2024 gehen die Analysten wieder von einem zweistelligen Gewinnwachstum um 11 % und einer Steigerung der Einnahmen um 8 % aus.
Fundamentalanalyse
Die Konjunkturflaute in der Hardware- und Chipbranche wird Texas Instruments problemlos überstehen. Auf der Basis des Jahresabschlusses 2022 errechnet sich für das Unternehmen eine operative Marge von rund 51 % und eine Nettomarge von rund 43 %. Damit dürfte TI das profitabelste Chip-Unternehmen der Welt sein.
Das hängt unmittelbar mit dem Geschäftsmodell und dem Produktangebot der Texaner zusammen. Analoge Chips haben im Gegensatz zu Mikroprozessoren eine sehr lange Lebensdauer (bis zu 15 Jahre). Aufgrund dieser langen Produktlebenszyklen sind die Forschungs- und Entwicklungskosten von TI geringer als bei anderen Halbleiterunternehmen. Zudem unterliegen seine Produkte nicht so hohen Preisschwankungen wie kurzlebige Halbleiter.
Ein weiterer Grund für die hohe Profitabilität von TI ist, dass es nicht nur die Architektur seiner Chips entwickelt, sondern diese auch selbst in eigenen Foundries kostengünstig fertigt. Auch das ist ein großer Unterschied zu der Vielzahl anderer Halbleiterkonzerne, die die Chipfertigung an Unternehmen wie TSMC auslagern.
Für die Effizienz der Fertigungsprozesse von Texas Instruments spricht auch die hohe Rentabilität des Unternehmens. Auf der Basis des durchschnittlichen Eigenkapitals aus den Jahren 2021 und 2022 errechnet sich eine Eigenkapitalrendite von 62 %. Auch ohne die durchgeführten Aktienrückkäufe würde die Rendite bei sehr beachtlichen 55 % liegen.
Im nächsten Chart siehst du, dass TI sowohl in Bezug auf die Cashflow-Marge als auch auf seine Rentabilität zu den absoluten Spitzenreitern unter den S&P-500-Unternehmen gehört.
Die starken Fundamentaldaten werden durch eine gesunde Bilanz untermauert. Die Eigenkapitalquote lag zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres bei soliden 54 %, das Current Ratio (Verhältnis von kurzfristigen Vermögenswerten zu kurzfristigen Verbindlichkeiten) bei sehr ordentlichen 4,8. Das Unternehmen wäre somit jederzeit in der Lage, mithilfe der liquiden Mittel, seine kurzfristigen Schulden zu tilgen.
Auch der dynamische Verschuldungsgrad – Verhältnis des Fremdkapitals zum FCF – lässt mit nur 1,3 kaum etwas zu wünschen übrig. Schließlich bedeutet dies, dass TI nur mithilfe seiner freien Mittel innerhalb von etwas mehr als einem Jahr sowohl seine kurzfristigen als auch seine langfristigen Schulden tilgen könnte.
Der einzige Punkt, der in der Bilanz etwas negativ auffällt, ist die Bestandserhöhung gegenüber 2021 um 847 Millionen Dollar. Das hängt wahrscheinlich mit der konjunkturbedingten schwächeren Chip-Nachfrage zusammen. Da die Bestandserhöhung nur etwa 4 % der erzielten Einnahmen im Jahr 2022 ausmachte, besteht noch kein Anlass zur Sorge. Als Anleger sollten wir dennoch die Entwicklung dieser Kennzahl sehr genau beobachten.
Bewertung
Der Titel kommt auf der Basis der Gewinnprognosen der Analysten auf ein 23er-KGV von 22, das entspricht ungefähr dem Mittelwert der letzten 10 Jahre. Auch die Peergroup kommt aktuell im Schnitt auf ein 23er-KGV von 22.
Das 23er-EV/EBIT liegt bei 18. Das liegt zwar etwas über dem 10-Jahres-Durchschnitt (17) von Texas Instruments, jedoch auch knapp 10 % unter dem Mittelwert der Peergroup (20).
In Bezug auf die Forward-Multiples kann man somit schlussfolgern, dass Texas Instruments derzeit ungefähr fair bewertet ist.
Investorenfreundliches Management und großzügige Ausschüttungspolitik
Texas Instruments hat ein sehr investorenfreundliches Management, das die Steigerung des Shareholder Value zum Grundpfeiler seiner Unternehmensstrategie gemacht hat. Auf seiner Investor-Relations-Seite weist TI explizit darauf hin, dass es den Free Cashflow (FCF) pro Aktie für die wichtigste Kennzahl zur Messung seiner Unternehmensperformance hält.
Seit 2004 habe das jährliche Wachstum des FCF pro Aktie satte 11 % betragen (siehe Grafik unten) und man habe es sich zum Ziel gesetzt, das Cashflow-Wachstum weiter zu steigern. Dies soll unter anderen durch die „disziplinierte Kapitalallokation“ und „höhere Effizienz“ in Bezug auf Umsatz- und Gewinnwachstum, Margenausweitung sowie Ausgaben in den Bereichen R&D und Vertrieb & Marketing erreicht werden.
Entwicklung des FCF von Texas Instruments seit 2004 (Quelle: TI)
Ein Großteil des FCF dürfte auch künftig an die Investoren zurückgegeben werden. 2022 wurden 8,64 Dollar pro Aktie – oder 134 % des erzielten FCF – an die Anleger in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen ausgezahlt.
In den vergangenen 19 Jahren reduzierte der Konzern die Zahl seiner ausstehenden Aktien um rund 50 %. Weitere Aktienrückkäufe dürften bald folgen. Texas Instruments hat hierzu bereits weitere 21,5 Milliarden Dollar freigegeben.
Noch beeindruckender ist die Dividendenhistorie. Seit 2004 wurde die Dividende im Schnitt um 25 % pro Jahr gesteigert. Im Q4 2022 wurde die Dividende immerhin um 8 % angehoben. An dieser Stelle möchte ich dich auch an den sehr lesenswerten Artikel von Whirlwind-Investing aufmerksam machen, in welchem mein Kollege Daniel ausführlich auf die Entwicklung der Dividendenrendite von TI im historischen Verlauf eingeht.
Neuer CEO
Texas Instruments hat im Januar den Wechsel an der Unternehmensspitze bekanntgegeben. Am 1 . April wird Haviv Ilan den langjährigen Boss Rich Templeton als President und CEO ablösen. Templeton bleibt dem Unternehmen als Chairman erhalten. Ilan ist seit 24 Jahren bei TI tätig und hat bereits verschiedene Führungsaufgaben innerhalb des Konzerns wahrgenommen.
„Als inspirierende Führungskraft genießt Ilan weitreichendes Ansehen bei unseren Kunden, Beschäftigten und Aktionären. […] Ebenso wie ich selbst, ist auch der Vorstand überzeugt, dass wir mit Ilan die richtige Person gefunden haben, um TI als nächster CEO zu dienen und das Unternehmen langfristig weiter zu stärken“, so der scheidende CEO Templeton.
Ich sehe die neue Besetzung des Top-Managements positiv. Als Eigengewächs hat der Israeli die DNA des Unternehmens. Positiv finde ich zudem, dass Ilan große Aktienpakete an TI hält und somit auch persönlich an der Steigerung des Aktionärswerts interessiert sein dürfte.
Risikofaktoren
Im Rahmen meiner Fundamentalanalyse habe ich vor allem 2 Risikofaktoren identifizieren können.
TI setzt knapp 25 % seiner Einnahmen in China um. Die geopolitischen Spannungen zwischen China und USA könnten zu einer weiteren Verschlechterung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Großmächten führen und das operative Geschäft von TI nachhaltig belasten. Wie schnell es gehen kann, zeigt das Beispiel von Nvidia.
Ein weiteres Risiko hängt mit der großzügigen Ausschüttungspolitik von TI zusammen. TI weist eine exzellente Rentabilität, jedoch nur ein einstelliges Umsatzwachstum aus. Das Unternehmen könnte somit deutlich mehr von seinem überschüssigen Kapital in sein Wachstum investieren. Als Anleger wäre ich sogar bereit, niedrigere jährliche Dividendensteigerungen zu akzeptieren, falls das Geld in neue Innovationen und Wachstumsprojekte fließt. Meiner Ansicht nach ist es jedoch relativ unwahrscheinlich, dass das Management im Sinne der Expansion bereit sein wird, Abstriche bei der Dividende zu machen. Schlecht für Growth-Investoren – gut für Dividendenjäger.
FAZIT
Der Marktführer für Analog-Chips überzeugt mit einem hochprofitablen Geschäftsmodell, diversifiziertem Produktportfolio und investorenfreundlichem Management. Neben der hohen Margenstärke und Rentabilität sorgt insbesondere die gesunde Bilanz für weitere Pluspunkte.
Den Wechsel an der Führungsspitze sehe ich positiv. Der neue CEO ist sehr erfahren, kennt das Unternehmen in- und auswendig und ist selbst Anteilseigner. Man darf also an dieser Stelle eine gewisse Kontinuität erwarten.
Risiken entstehen durch die starke Abhängigkeit vom chinesischen Absatzmarkt und die eher wenig ambitionierte Wachstumsstrategie der Texaner. Angesichts der fairen Bewertung hat der Wert dennoch ein sehr gutes Chance-Risiko-Profil und ist insbesondere für Dividendenjäger interessant.
Darüber hinaus ist der Titel ein heißer Kandidat für die Cashflow-Strategie, die das Ziel verfolgt, mithilfe von Optionen und Dividenden einen regelmäßigen Einkommensstrom an der Börse zu erzielen. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, dann hole dir jetzt mein kostenfreies E-Book „Cashflow-Strategie“. Hier geht es direkt zum Download.
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