Celine Nadolny über Geld, Freiheit und Bildung

Celine hat getan, wovon viele träumen – und wovor sich genauso viele fürchten: Sie hat ihr sicheres Umfeld verlassen, ist losgezogen in die Welt und hat sich dabei eine selbstbestimmte Karriere aufgebaut. Kein Büro, kein Chef, kein Plan B – dafür viel Mut, Disziplin und der feste Wille, ihren Weg zu gehen.
Ich habe mit ihr über die Herausforderungen der Selbstständigkeit gesprochen, über Disziplin ohne äußeren Druck, über einsame Nächte auf Reisen und das eine Buch, das alles veränderte.
Herausgekommen ist ein Gespräch über Entscheidungen, Freiheit und die Kraft, sich nicht treiben zu lassen – sondern zu gestalten. Wer wissen will, wie man von unterwegs konstant hochwertigen Content liefert und dabei nicht sich selbst verliert, findet in Celine eine echte Inspiration.
Über Celine Nadolny
1. Celine, Du bist eine der bekanntesten und einflussreichsten Finanzbloggerinnen und Sachbuchkritikerinnen Deutschlands? Wie gehst Du damit um?
Nadolny: Ganz ehrlich? Ich nehme es meistens gar nicht bewusst wahr. Für mich fühlt sich mein Alltag ganz normal an. Ich stehe auf, arbeite an meinen Projekten, lese Bücher und bin für meine Community da. Natürlich bin ich mir gleichzeitig meiner Verantwortung bewusst. Durch die Reichweite trage ich eine gewisse Verpflichtung, Inhalte besonders sorgfältig und gewissenhaft zu gestalten. Aber ich habe von Anfang an viel Wert auf fundierte Recherche und inhaltliche Tiefe gelegt, deshalb musste ich nie großartig etwas verändern.
Ich bin meinen Werten treu geblieben – auch wenn es manchmal schwer ist, denn gerade im Finanzbereich gibt es viele Verlockungen. Trotzdem: Die sogenannte Finanzbubble in Deutschland ist kleiner, als viele denken. Ich selbst sehe mich eher als Bloggerin aus der zweiten Reihe. Und obwohl ich eine tolle Community habe, werde ich im Alltag selten erkannt – ich meide Messen und große Events bewusst.
Lustigerweise bin ich bisher nur zweimal unterwegs angesprochen worden: einmal in Riga in der lettischen Nationalbibliothek und einmal mitten in der Namib-Wüste, wo wir für drei Nächte die einzigen Gäste in einer Lodge waren. Das sind dann echte Highlights, an die ich mich unglaublich gerne erinnere.
2. Was motiviert Dich jeden Tag aufs Neue, Deinen Content zu erstellen? Siehst Du darin auch eine Bürde?
Nadolny: Meine größte Motivation ist definitiv die Energie, die ich von meiner Community zurückbekomme. Es vergeht kein Tag, an dem mich nicht Nachrichten erreichen, wie wertvoll mein Content ist, wie sehr ich Menschen inspiriere oder ihnen bei ihrer persönlichen Entwicklung helfe. Diese Wertschätzung berührt mich tief.
Ich empfinde es nicht als Bürde, Content zu erstellen – der einzige Druck kommt durch die sozialen Medien selbst: Algorithmen verlangen ständige Präsenz, häufigeren Content, mehr Interaktion. Das kann manchmal anstrengend sein, weil es sich anfühlt, als würde man nie genug liefern können. Aber für meine Community lohnt es sich immer wieder.
3. Gab es einen Schlüsselmoment, der Dich dazu gebracht hat, Dich intensiv mit Finanzen und Persönlichkeitsentwicklung zu beschäftigen?
Nadolny: Definitiv. Der Moment, der alles verändert hat, war, als ich mit 16 Jahren „Rich Dad Poor Dad“ geschenkt bekam. Zum ersten Mal verstand ich, dass Finanzen kein Randthema sind, sondern unser ganzes Leben beeinflussen. Dieses Buch war mein Einstieg in eine völlig neue Welt, die mich seither nicht mehr losgelassen hat.
Ich erkannte, wie viel Freiheit und Gestaltungsmacht man gewinnt, wenn man seine Finanzen versteht. Und je mehr ich las, desto mehr merkte ich, dass Bildung – insbesondere Selbstbildung – der Schlüssel zu fast allem im Leben ist. Heute kann ich sagen: Ohne diesen Moment wäre mein Weg ein ganz anderer geworden.
4. Du hast viele junge Menschen für das Thema Finanzen begeistert – was war Dein eigenes Mindset mit Anfang 20?
Nadolny: Mit Anfang 20 war ich unglaublich zielstrebig und klar in meinen Vorstellungen. Als ich meinen Blog gründete, hatte ich bereits über 350 Sachbücher gelesen, viele davon zu Finanzen und Persönlichkeitsentwicklung. Mein Denken war stark auf Eigenverantwortung, Lernen und kontinuierliches Wachstum ausgerichtet. Ich hatte große Ziele und war bereit, langfristig dafür zu arbeiten. Auch wenn ich damals noch am Anfang meiner Selbstständigkeit stand, war meine Richtung bereits klar: Bildung ist der Weg zur Freiheit. Diese Überzeugung hat mich getragen und tut es bis heute.
5. Wie kam es zu Deiner Entscheidung, auf Weltreise zu gehen? Gab es einen Moment, der Dir klargemacht hat: Jetzt oder nie?
Nadolny: Es war weniger ein einziger Moment als vielmehr ein Prozess. Reisen war schon immer Teil meines Lebens. Schon als Schüler haben mein Verlobter und ich jede Ferien für kleine oder größere Abenteuer genutzt. Irgendwann merkten wir: Wir sind mehr unterwegs als zuhause. Die Idee, unsere Wohnung aufzugeben und wirklich dauerhaft zu reisen, war dann nur der logische nächste Schritt. Wir haben alles verkauft, unsere Wohnung gekündigt und sind losgezogen. Und auch wenn es anfangs Mut gekostet hat: Es war eine der besten Entscheidungen unseres Lebens.
6. Was hast Du auf Reisen über Dich selbst gelernt?
Nadolny: Unglaublich viel. Reisen bedeutet für mich ständiges Wachstum, ständiges Verlassen der Komfortzone. Gerade wenn man nicht zwei Wochen All-Inclusive bucht, sondern arbeitet und lebt, wo andere Urlaub machen. Ich habe gelernt, in verschiedensten Kulturen zu leben, mich auf völlig andere Lebensweisen einzulassen und die kleinen Dinge noch mehr zu schätzen.
Ich weiß heute: Ich brauche nicht viel, um glücklich zu sein. Begegnungen, Erfahrungen und die Freiheit, meinen eigenen Weg zu gehen, sind mein größter Reichtum. Reisen hat mich stärker, selbstsicherer und vor allem tief dankbar gemacht.
Hinweis: Weitere Inhalte von Celine
Wer sich für weiterführende Inhalte von Celine Nadolny interessiert, findet auf ihrem Blog www.bookoffinance.de fundierte Buchrezensionen, praxisnahe Finanztipps und persönliche Impulse für mehr Erfolg, Selbstverwirklichung und finanzielle Unabhängigkeit.
Darüber hinaus ist sie als Kolumnistin tätig, unterstützt Verlage bei der Überarbeitung von Manuskripten, begleitet Unternehmen und Experten beim professionellen Auftritt in sozialen Medien. Über ihren kostenlosen Newsletter informiert sie regelmäßig über neue Beiträge, Buchtipps und Einblicke in ihre tägliche Arbeit.
7. Wie schaffst Du es, unterwegs diszipliniert zu bleiben – neue Orte, neue Eindrücke, aber trotzdem regelmäßiger Content?
Nadolny: Disziplin ist für mich kein Zwang, sondern eine bewusste Entscheidung. Book of Finance war von Anfang an ein Herzensprojekt, aber auch eines, das viel Arbeit erfordert. Zwei Buchrezensionen pro Woche – über Jahre hinweg – parallel zu Vollzeitjob und Studium, das schüttelt man nicht einfach so aus dem Ärmel.
Diese Disziplin hat sich verankert und trägt mich auch heute noch. Auf Reisen bedeutet das: immer vorarbeiten, Arbeitsmöglichkeiten effektiv nutzen, auf gute Internetverbindungen achten und sich nicht von der Umgebung ablenken lassen. Es geht darum, Chancen zu erkennen und sie konsequent zu nutzen.
8. Welche drei Bücher haben Dich am meisten als Person geprägt und warum?
Nadolny: Der Alchimist von Paulo Coelho hat mir beigebracht, dass wir unsere Träume nie aufgeben dürfen, dass wir alles, was wir suchen, bereits in uns tragen.
Die 7 Wege zur Effektivität von Stephen Covey ist für mich bis heute die absolute Produktivitätsbibel. Es hat mir geholfen, Prioritäten richtig zu setzen und meine Zeit effektiv zu nutzen.
Und The Big Five for Life von John Strelecky hat meinen inneren Kompass geformt. Meine persönlichen Nordsterne, nach denen ich mein Leben ausrichte, stammen direkt aus diesem Buch.
9. Wie integrierst Du die Erkenntnisse aus den Büchern in Deinen Alltag und Deine Finanzentscheidungen?
Nadolny: Erkenntnisse sind nur dann wertvoll, wenn sie angewendet werden. Für mich passiert das über Routinen. Routinen sind der unsichtbare Rahmen, der Erfolg überhaupt erst ermöglicht. Sie sorgen dafür, dass wichtige Dinge nicht dem Zufall überlassen bleiben. Jede wichtige Erkenntnis versuche ich in konkrete Gewohnheiten zu übersetzen, sei es bei Finanzen, Gesundheit oder Produktivität. So mache ich Wissen lebendig.
10. Was sind die häufigsten Fragen oder Rückmeldungen, die Du von deiner Community erhältst?
Nadolny: Am häufigsten werde ich gefragt, wie ich das alles unter einen Hut bekomme – das Lesen, Reisen, Arbeiten und Content-Erstellen. Viele bewundern mein Durchhaltevermögen, meine Leidenschaft für Bücher und meinen Einsatz für Bildung. Besonders freue ich mich immer über Nachrichten, in denen mir Menschen schreiben, dass sie durch mich wieder Freude am Lesen gefunden oder endlich den Mut gehabt haben, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen.

«Ein großes Ziel ist es auch, meine Plattform mehr für andere spannende Stimmen zu öffnen.»
- Celine Nadolny
11. Wie gehst Du mit Kritik oder unterschiedlichen Meinungen um?
Nadolny: Kritik an sich ist für mich kein Problem. Ich liebe es, neue Perspektiven kennenzulernen. Aber das, was heute oft als „Kritik“ verkauft wird, ist leider häufig etwas anderes: persönliche Angriffe, Beleidigungen oder Verleumdungen. Das tut manchmal weh, gerade wenn es auch meine Familie betrifft. Früher habe ich radikal blockiert und gelöscht. Heute gehe ich differenzierter damit um. Konstruktive Kritik lasse ich stehen, alles andere blende ich konsequent aus. Denn am Ende zeigt Kritik oft mehr über den Kritiker als über die kritisierte Person.
12. Welche Rolle spielen visuelle Elemente und Ästhetik in Deinen Buchpräsentationen?
Nadolny: Eine riesige Rolle. Ich liebe Ästhetik und lege großen Wert darauf, Bücher respektvoll und schön in Szene zu setzen. Für mich gehört es einfach dazu, Bücher mit Liebe und Sorgfalt zu präsentieren – schließlich haben Autoren oft jahrelang an ihnen gearbeitet. Ein ansprechender visueller Auftritt ist auch ein Zeichen der Wertschätzung. Auch wenn manche sich darüber lustig machen: Ich stehe dazu, dass ich Schönheit mit Qualität verbinde.
13. Wie siehst Du die Entwicklung des Buchmarkts im digitalen Zeitalter?
Nadolny: Mit gemischten Gefühlen. Einerseits erleben wir eine kleine Renaissance: Gedruckte Bücher werden wieder mehr geschätzt. Andererseits sehe ich gerade bei der jüngeren Generation eine Tendenz, Inhalte nur noch digital oder als Zusammenfassung zu konsumieren. Meine Hoffnung ist, dass das echte Buch niemals vollständig verschwindet, weil es einfach eine Tiefe und Magie transportiert, die kein E-Book und kein Blink zusammenfassen kann.
14. Was sind Deine zukünftigen Ziele für Deinen Kanal und Deine Arbeit als Influencerin?
Nadolny: Ich möchte mich weiterentwickeln, noch breiter aufstellen, vielleicht eigene journalistische Projekte starten oder eigene Bücher veröffentlichen. Ein großes Ziel ist es auch, meine Plattform mehr für andere spannende Stimmen zu öffnen. Ich will weiterhin Menschen inspirieren, ihnen Mut machen und zeigen, dass Bildung und Träume Hand in Hand gehen können.
15. Welchen Rat würdest Du jemandem geben, der sich für Finanzbildung interessiert, aber nicht weiß, wo er anfangen soll?
Nadolny: Fang einfach an. Es gibt keinen perfekten Startpunkt. Schnapp dir eines der Einsteigerbücher, die ich auf Book of Finance mit fünf Sternen bewertet habe, und tauche ein. Wichtig ist nur, dass du beginnst und dranbleibst. Bildung ist wie ein Muskel: Er wird stärker, je mehr du ihn trainierst. Hier findest du eine Liste guter Startpunkte: www.bookoffinance.de/buchtipps/
Hinweis: Mein Interview mit Celine
Auch ich durfte Celine im Interview Rede und Antwort stehen.
Wir haben über meinen Weg vom IT-Consulting in die Finanzwelt gesprochen – und darüber, warum ich mich für die Selbstständigkeit als unabhängiger Analyst entschieden habe.
Es ging um die Cashflow-Strategie sowie passive ETF-Strategien, den Unterschied zwischen Substanz und Hype, und warum fundierte Finanzbildung heute wichtiger ist denn je.
Ein Gespräch über Prinzipien statt Prognosen – und darüber, was Anleger wirklich weiterbringt.
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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
Guten Morgen aus Belgien und ich bin dankbar ,dein Interview ist ganz interessant und generiert viele Impulse,es öffnet.
Alle Achtung🎇🌍
Danke sehr,🙏
Herman
Hallo!
Sehr gerne!
Das freut mich. Das Interview mit Celine war in der Tat sehr inspirierend mit vielen motivierenden Einblicken!
Emil