Die wahren Hintergründe von Trumps Handelskrieg

Die Eskalation des Handelskriegs setzte sich auch in dieser Woche fort. Dabei überschlagen sich die Ereignisse derzeit nahezu täglich. Eine kurze Chronologie:
Am 2. April traten die neuen US-Zölle in Kraft. Alle Importe in die USA wurden mit einem pauschalen Zollsatz von 10 % belegt. Für Länder mit Handelsüberschuss – darunter China und die EU – gelten noch höhere Sätze. China reagierte sofort und verhängte ebenfalls Gegenzölle auf US-Waren von 34 %. Nachdem Peking die Zölle nicht zurücknahm, erhöhte Trump am 8. April die Strafzölle auf chinesische Produkte auf 104 %, woraufhin China mit 84 % Gegenzöllen konterte und eine Beschwerde bei der Welthandelsorganisation (WTO) einreichte.
Auch die EU wurde mit einem Zoll von 20 % belegt, setzte zunächst jedoch auf Diplomatie und schlug Trump vor, alle gegenseitigen Zölle auf Industriegüter aufzuheben. Trump wies diesen Vorschlag zurück und forderte die EU auf, ihre Energieimporte aus den USA deutlich auszuweiten. Nur einen Tag später, am 9. April, traten dann auch die Gegenzölle der EU in Kraft. Zu diesem Zeitpunkt markierten die Märkte gerade ihre neuen Jahrestiefs.
Nun wurde der Druck auf den US-Präsidenten zu groß (dazu später mehr) und er kündigte am Mittwochabend eine 90-tägige Aussetzung der neuen US-Zölle für fast alle Länder an – ausgenommen China. Die Märkte reagierten mit einer historischen Rally, wobei der Nasdaq und der S&P 500 den Mittwochshandel mit einem Plus von 12 % respektive 10 % beendeten.
Diese Euphorie währte jedoch nicht lange. Am Donnerstag gaben die US-Indizes wieder deutlich nach. Auch weil Trump den Konflikt mit China weiter eskalierte und Zölle auf chinesische Waren nun auf 145 % erhöhte.
Das steckt hinter Trumps Handelskrieg
Die Art und Weise, wie Donald Trump seinen Handelskrieg führt, stößt zu Recht auf wenig Gegenliebe. Doch ihn pauschal als irrational abzustempeln, wie es viele Medien und Anleger zurzeit tun, greift zu kurz. Die USA stehen vor einer immensen Schuldenlast von über 37 Bio. USD und sind faktisch überschuldet. Ein dauerhaft hohes Handelsdefizit verschärft die Lage, da es zusätzliche Auslandsfinanzierung notwendig macht und die Abhängigkeit von internationalen Gläubigern weiter erhöht.
Zu den größten Gläubigern der USA gehören Japan, Großbritannien und China, wobei Peking US-Staatsanleihen im Volumen von knapp 860 Mrd. USD hält. Dabei betreibt die Volksrepublik nicht nur einen regen Handel mit den USA, sondern mit der gesamten Welt. Wie Du dieser Grafik von Econovis entnehmen kannst, ist China inzwischen – gemessen am Außenhandelsvolumen – der größte Handelspartner der Welt. Die meisten Länder haben heute ein höheres Handelsvolumen mit dem Reich der Mitte als mit den USA.
Grund: China hat in den letzten zwei Jahrzehnten eine konsequente, strategisch kluge Handelspolitik betrieben und seine globale Vernetzung systematisch ausgebaut. Den USA hingegen fehlt bis heute eine kohärente Handelsstrategie – insbesondere in Bezug auf Asien, Afrika und Teile Europas. Die aktuelle Entwicklung ist eine direkte Folge dieser Versäumnisse. Trumps Zollpolitik ist der späte Versuch, diesen Trend zu brechen. Ob dieser Kurs aufgeht, bleibt offen – zu viele wirtschaftliche und geopolitische Risiken stehen dem entgegen.
Schwer kalkulierbare Risiken
So können höhere Importzölle die Inflation in den USA weiter anheizen und die größte Volkswirtschaft der Welt in eine Rezession stürzen. Zusätzlich droht China, als einer der größten Gläubiger, mit dem Verkauf von US-Staatsanleihen. Auch Japan könnte seine US-Bonds auf den Markt werfen, um das Gläubigerrisiko zu verringern. Ein Schritt, der die Anleihemärkte unter Druck setzen und die US-Zinsen nach oben treiben dürfte. Das versucht Trump eigentlich zu verhindern – forciert aber paradoxerweise genau diese Entwicklung durch seine Eskalationsstrategie.
Die Zinsen der zehnjährigen US-Bonds stiegen auf Wochensicht um 500 Basispunkte – ein wesentlicher Grund, warum Trump eine 90-tägige Zollpause verhängt hat. Offensichtlich will er zunächst mit China eine Einigung erzielen, bevor er Gespräche mit weiteren Handelspartnern aufnimmt. Doch seine Strategie des maximalen Drucks ist bislang nicht aufgegangen – China hat bisher nicht eingelenkt. Es bleibt abzuwarten, wann sich die beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt endlich an den Verhandlungstisch setzen.
Ein weiteres Problem für die USA sind die entstehenden Handelsallianzen außerhalb ihres Einflusses. Unter anderem möchte die EU nun ein Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie Australien abschließen. Zudem sollen die EU-Zölle auf chinesische E-Autos wieder abgeschafft werden.
Trump treibt ein gefährliches Spiel
Trump treibt also ein gefährliches Spiel und verspielt mit jedem weiteren Tag, an dem er den Handelskonflikt eskalieren lässt, wertvolles Vertrauen. Als Anleger bleibt uns derzeit kaum mehr, als abzuwarten und darauf zu hoffen, dass die verantwortlichen Akteure bald zu einer vernünftigen Einigung finden.
Wir wissen nicht, wie lange die aktuelle Korrektur andauert. Sicher ist jedoch, dass in solchen Börsenphasen die besten Chancen für wertorientierte Anleger entstehen. Und genau darauf werden wir uns jetzt fokussieren.
Dieser Marktbericht stammt aus meinem wöchentlich erscheinenden Börsenbrief. In den letzten drei Wochen habe ich mehrere Top-Titel aufgestockt oder neu aufgenommen. Im Börsenbrief bekommst Du alle Details, klare Kaufkurse, spannende Marktanalysen und Zugriff auf vier Depots mit unterschiedlichem Schwerpunkt – Woche für Woche.
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